Während einer Veranstaltung am Dienstag, 17. Dezember, erinnerte Bürgermeisterin Iris Mann an die erschütternden Bombardierungen der Stadt Ulm vor 80 Jahren. Dr. Eva Maria Fischer von Handicap International sprach von den verheerenden Angriffen auf die Zivilbevölkerung in aktuellen Konflikten. Das Wandgemälde zeigt das Märchen „Die Sterntaler“ der Gebrüder Grimm in dramatischer Weise neu interpretiert. Das Mädchen steht für die Ärmsten und Unschuldigsten der Gesellschaft, die gleichzeitig die Schutzlosesten bei Bombardierungen sind.
Leider konnte die Künstlerin krankheitsbedingt nicht an der Veranstaltung teilnehmen. Sie wird das Wandgemälde in Kürze beenden.
Hochaufgelöstes und rechtefreies Bildmaterial finden Sie im Presse-Ordner Ulm.
Die gemeinnützige Hilfsorganisation Handicap International e.V., der Verein Die Bunten, die Stadt Ulm sowie die Künstlerin FRAUBATH wollen mit dem Kunstprojekt darauf aufmerksam machen, dass jährlich Zehntausende Zivilist*innen bei Bombardierungen getötet oder verletzt werden – aktuell beispielsweise in der Ukraine, im Gazastreifen oder im Sudan. Auch Ulm war 1944 – genau vor 80 Jahren – Ziel von besonders folgenreichen Bombenangriffen. Damals wie heute fordern Explosivwaffen unzählige zivile Opfer und führen zu verheerender Zerstörung von ganzen Städten. Auch nach einem Angriff oder Konflikt verhindern explosive Kriegsreste eine sichere Rückkehr der Zivilbevölkerung, da Blindgänger noch jahrelang gefährlich sind.
Bürgermeisterin Iris Mann:
„Gerade in Zeiten wie diesen, mit multiplen Krisenlagen auf dieser Welt, ist es wichtig daran zu erinnern, welche Zerstörung und welches Leid Kriege und Bombardierungen für die Zivilgesellschaft verursachen. 80 Jahre nach der Bombardierung der Ulmer Altstadt wollen wir auch lokal ein Zeichen für Frieden setzen und freuen uns, mit dem Graffiti-Kunstwerk von Künstlerin Frau Anna-Luise Bath hier in Ulm auf die Thematik aufmerksam zu machen."
Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, schilderte die verheerenden Auswirkungen von Explosivwaffen in Wohngebieten und wies darauf hin, dass 90% der Opfer von Angriffen mit Explosivwaffen aus der Zivilbevölkerung stammen. „Wir wollen mit unserer Kampagne „Stop Bombing Civilians“ darauf aufmerksam machen, dass sich die internationale Staatengemeinschaft mehr für die Opfer und für die Räumung von Blindgängern in bombardierten Gebieten einsetzen muss. Menschenverachtende Bombardierungen der Zivilbevölkerung müssen beendet werden,“ betonte Fischer.
Künstlerin FRAUBATH: „Wer von Gewinnern und Verlierern spricht, hat noch nie selbst einen Krieg erlebt. Im Krieg können nur alle verlieren. Ihr Leben, ihre Liebsten, ihre Würde, ihre Hoffnung.
Mit dem Mural hoffe ich eine Idee des fürchterlichen Traumas zu vermitteln, das durch Krieg entsteht. Noch ist die heile Welt intakt und ahnt nicht, was auf sie zukommt. Aber der Betrachter kann es sich ausmalen. Mir ist lieber, dass er dazu seine Phantasie benutzt, als dass wir es bildlich darstellen. Ich glaube, ich könnte das Grauen gar nicht in seinem vollen Ausmaß abbilden.“
Daniel Tröster vom Verein Die Bunten e.V.:
„Kunst im öffentlichen Raum im allgemeinen und Graffiti im speziellen ist immer eine politische Meinungsäußerung. Seit 15 Jahren setzt sich unser Verein dafür ein, Künstler*innen ein Sprachrohr zu bieten. Dem Einsatz von Kriegswaffen gegen Zivilisten muss mit allen Kräften entgegnet werden. Kultur und Kunst können hier etwas in den Köpfen der Menschen bewegen! Deshalb freuen wir uns, dass Ulm nun ein Stückchen bunter ist und in der Innenstadt an dieses wichtige Thema erinnert wird.“
Das Graffiti kann jederzeit im Heigeleshof 5 besichtigt werden.
Über die Kampagne „Stop Bombing Civilians"
Explosivwaffen in Wohngebieten haben verheerende Auswirkungen. Explosivwaffen töten oder verletzen jedes Jahr zehntausende Zivilist*innen weltweit, hinterlassen verwüstete Städte in der Ukraine, im Irak, in Afghanistan, Syrien oder Jemen, im Sudan und im Gazastreifen, führen zu starken psychologischen Traumata, zu Vertreibung und Verarmung der Bevölkerung, zerstören lebensnotwendige Infrastrukturen und zerrütten das soziale und wirtschaftliche Gefüge. Wenn Explosivwaffen in bewohnten Gebieten eingesetzt werden, sind 90% der Opfer Zivilist*innen. Besonders die Flächenwirkung vieler Explosivwaffen macht ihren Einsatz in Wohngebieten verhängnisvoll. Im Jahr 2023 waren Zivilist*innen in mindestens 75 Ländern und Gebieten vom Einsatz von Explosivwaffen betroffen.
Über Handicap International e.V.
Handicap International (HI) ist eine gemeinnützige Organisation für Nothilfe und Entwicklungszusammenarbeit, die in rund 60 Ländern aktiv ist. Wir setzen uns für eine solidarische und inklusive Welt ein. Wir verbessern langfristig die Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung und unterstützen diejenigen, die besonderen Schutz benötigen. Außerdem engagieren wir uns für eine Welt ohne Minen und Streubomben sowie für den Schutz der Zivilbevölkerung im Krieg. HI ist Co-Preisträgerin des Friedensnobelpreises von 1997.
Über die Künstlerin FRAUBATH
Die in München geborene Anna-Louise Bath (FRAUBATH) ist eine multidisziplinäre Künstlerin mit Schwerpunkt auf Film und visuellem Storytelling. Sie ist seit 2007 freiberuflich als Street Artist, Artdirektorin, Videoproduzentin, Illustratorin und Journalistin tätig. Sie realisierte zahlreiche Kunst- und Filmprojekte, darunter 2D-Animationen, Dokumentarfilme und großformatige Wandgemälde. 2016 schloss sie ihren Master in Digital Film an der London South Bank University ab. Mit ihrer interdisziplinären Herangehensweise und einem Schwerpunkt auf gesellschaftlich relevante Themen schafft sie Werke, die kreative Vielseitigkeit und technisches Können vereinen.
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