Viele Menschen, die vor der Gewalt und den Bombenangriffen geflohen sind, erhalten keine angemessene medizinische Versorgung, darunter auch eine große Zahl von Menschen mit Amputationen. Die Anzahl an Amputationen und Wirbelsäulenverletzungen ist beispiellos hoch. Der Mangel an medizinischem Personal und lebenswichtigen Hilfsgütern in Gaza verhindert die Operationen, die erforderlich sind, um einen Stumpf für eine Prothesenversorgung vorzubereiten. Seit dem 7. Oktober haben die Teams von Handicap International fast 10.000 Menschen versorgt - vielen von ihnen mussten Beine oder Arme amputiert werden. Viele haben noch immer offene Wunden, unbehandelte Verbrennungen und Brüche sowie Schrapnell-Splitter in ihrem Körper. Offene Wunden und stark beschädigte Haut müssen verbunden werden, um Infektionen zu verhindern.
Gaza: Versorgung für amputierte Menschen extrem schwierig
Reham Shaheen, HI-Expertin für Rehabilitation, erklärt: „Allein bei Handicap International stehen viele Menschen auf der Warteliste für Hilfsmittel. Vieles ist nicht auf Lager. Die Versorgung ist unsere größte Herausforderung, zusammen mit den Sicherheitsbedenken, wie man sich zwischen Kliniken und Unterkünften bewegen kann, ohne getötet oder verletzt zu werden." Wenn die HI-Teams Wunden versorgen, sind Psycholog*innen zur Stelle, um sie zu unterstützen. Mit verschiedenen Methoden versuchen sie, den Patienten abzulenken, da es kaum Betäubungsmittel gibt. „Bei Kriegsverletzungen, die durch Bomben, Granaten oder Raketen verursacht werden, sind oft mehrere Operationen erforderlich. Diese Verfahren sind im Gazastreifen derzeit nicht möglich, und die Menschen müssen lange auf eine Prothese warten", erklärt Shaheen.
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Viele Verletzte werden eine dauerhafte Behinderung davontragen
„Die medizinischen Teams in Gaza sind mit der Situation und dem Mangel an Ausrüstung und Material für eine angemessene Behandlung der Patientinnen und Patienten überfordert. Die humanitäre Situation ist nicht mehr zu bewältigen. Im Grunde gibt es nur noch zwei funktionierende Krankenhäuser und Tausende von Verletzten warten draußen auf eine Behandlung. Es besteht kein Zweifel daran, dass viele Verletzte eine dauerhafte Behinderung davontragen werden", so Federico Dessi, Regionaldirektor von HI-Nahost. Die derzeitige Situation ist chaotisch. Viele Verletzte fliehen mit Autos, Pferde- oder Eselskarren. Sie kommen in überfüllten Unterkünften mit Wunden an, die tagelang unbehandelt bleiben und lebensbedrohliche Komplikationen und Infektionen verursachen. „Die Menschen sind ständig in Bewegung, auf der Flucht vor der Gewalt und den Bombenangriffen, was jede Art von Nachsorge extrem schwierig macht. In dieser Situation tun wir einfach das Beste, was wir können", fügt Shaheen hinzu.
Seit dem 7. Oktober und der Eskalation der Gewalt zwischen Israel und der militanten Palästinenserorganisation Hamas wurden bei der anhaltenden Bombardierung des Gazastreifens durch die israelischen Streitkräfte mehr als 30.000 Palästinenser*innen getötet und 69.000 verletzt. Diese Offensive folgt auf einen massiven Angriff der Hamas auf Israel, bei dem 1.200 Israelis getötet und 240 Israelis und ausländische Staatsangehörige als Geiseln genommen wurden.