WHO-Resolution: Staaten verpflichten sich zu mehr Reha-Maßnahmen
Rehabilitation hilft zu verhindern, dass sich durch eine Verletzung eine dauerhafte Behinderung entwickelt. | © GH.ROUZIER/ HI
Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis
Rehabilitation hilft zu verhindern, dass sich durch eine Verletzung eine dauerhafte Behinderung entwickelt. | © GH.ROUZIER/ HI
Pressemitteilung, München, 21.05.2023
Auf der nächsten Weltgesundheitsversammlung, die vom 21. bis 30. Mai 2023 in Genf stattfindet, werden 194 Mitgliedstaaten über eine bahnbrechende Resolution abstimmen, die Rehabilitations-Leistungen weltweit fördern soll. Damit verpflichten sich die Staaten unter anderem dazu, Rehabilitations-Maßnahmen auszubauen, die Gesundheitsversorgung der Patienten dadurch langfristig zu verbessern und die Ausbildung von Physio- und Ergotherapeut*innen, Logopäd*innen, Psycholog*innen sowie Orthopädietechnikern zu fördern.
Die gemeinnützige Hilfsorganisation Handicap International (HI), die sich seit vielen Jahren für diese Resolution einsetzt, begrüßt die Resolution und unterstreicht, wie wichtig Reha-Maßnahmen für die öffentliche Gesundheit weltweit sind.
"Rehabilitation wurde in den Gesundheitssystemen der Länder lange Zeit vernachlässigt. Mit der Resolution erkennen diese Länder an, dass der Bedarf wächst, ein Mangel an Rehabilitations-Leistungen zu schwerwiegenden Ungerechtigkeiten führt und die Finanzierung dringend gestärkt werden muss“, sagt Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin Handicap International Deutschland.
2,4 Milliarden Menschen benötigen Reha-Maßnahmen – weitere Zunahme erwartet
„Einer von drei Menschen weltweit lebt mit Erkrankungen, die mit rechtzeitigen Reha-Maßnahmen gelindert oder geheilt werden könnten. Aber eine große Mehrheit hat keinen Zugang zu diesen wichtigen Dienstleistungen“, so Kipfer-Didavi: „Der Bedarf an Rehabilitations-Leistungen ist in vielen Ländern ungedeckt. Das trägt zur sozialen und beruflichen Ausgrenzung von Millionen von Menschen bei“, warnt Kipfer-Didavi. Zudem führen nach Angaben der WHO das Altern der Weltbevölkerung und die zunehmende Zahl von Konflikten, Katastrophen und Ausbrüchen von Krankheiten zu einer wachsenden Anzahl von Verletzungen und Behinderungen, die Behandlungen erfordern. Schließlich ist Rehabilitation ein wichtiges Mittel, bei Verletzungen einer längerfristigen Behinderung vorzubeugen und bei schon bestehenden Behinderungen für die Betroffenen eine verbesserte Lebensqualität zu schaffen.
Dramatische Folgen bei fehlender Rehabilitation
Die Rehabilitation wird in vielen Ländern immer noch vernachlässigt - mit dramatischen Folgen. „Nach einer Krankheit oder einem Unfall entwickeln manche Menschen eine Behinderung, die mit Hilfe von Rehabilitation hätte verhindert werden können. Bei anderen verschlechtert sich die Mobilität ohne die Versorgung mit angepassten Orthesen oder Prothesen und ohne Physiotherapie. Die fehlende Mobilität wiederum wirkt sich negativ auf die schulische, soziale und berufliche Eingliederung aus“, unterstreicht Uta Prehl, Physiotherapeutin und Reha-Spezialistin von Handicap International. "Diese Resolution wird die Staaten ermutigen, ihre Rehabilitationsdienste auszubauen. Unsere Teams in 35 Ländern sind bereit, sie zu unterstützen und zu begleiten“, so Prehl.
HI: 62 Reha-Projekte in 35 Ländern – auch nach Erdbeben oder in Kriegsgebieten
Handicap International (HI) setzt derzeit 62 Rehabilitations-Projekte in 35 Ländern um. Nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet am 6. Februar beispielsweise versorgten die Teams von HI mehr als 2.000 Verletzte, um zu verhindern, dass sie dauerhafte Behinderungen entwickeln, und kümmerten sich um Menschen, die Gliedmaßen verloren hatten. In Ländern wie Kambodscha oder Afghanistan bietet HI Schulungen an und hilft den örtlichen medizinischen Teams bei der Entwicklung angepasster Reha-Maßnahmen. Ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist auch mit den örtlichen Regierungen zusammenzuarbeiten – wie z.B. mit der jordanischen Regierung –, um sicherzustellen, dass Rehabilitation ein wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung wird und in die Gesundheitssysteme der Länder integriert wird. In einigen Ländern, wie z. B. Madagaskar, setzt HI die Einrichtung von orthopädischen und funktionellen Rehabilitations-Diensten selbst um.
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