Die Angst vor Corona
Das Leben war nicht gut zu Frau Dhahabo. Von ihren acht Kindern sind nur noch sechs am Leben. Sie lebt mit zwei von ihnen im Flüchtlingslager Kalobeyei und ist von den anderen vier getrennt: zwei von ihnen sind in Nairobi und zwei in Äthiopien. Sie lebt in einem Haus aus getrockneten Lehmwänden und Plastikplanen, mit zwei Enkeln und einer schwerhörigen Tochter.
Frau Dhahabo ist seit einem Verkehrsunfall gelähmt. | © HI
„Corona macht mir Angst, weil ich alt und krank bin“
„Heute besuchen wir das Flüchtlingslager Kalobeyei in Kenia. Wir wollen die Menschen über das Coronavirus aufklären. Wir besuchen das Haus von Frau Dhahabo, eine 70-jährige Geflüchtete, die seit einem Verkehrsunfall gelähmt ist. Wir versorgen sie regelmäßig mit Reha-Maßnahmen", erklärt Stella, Physiotherapeutin von HI.
Schutz vor dem Virus und anderen Krankheiten
Frau Dhahabo hat kaum Gefühl in den Beinen. Alltägliche Bewegungen fallen ihr schwer, mehr als ein paar Meter auf Krücken schafft sie nicht. Um sich fortzubewegen, ist sie auf ihren Rollstuhl auf einer Art Dreirad angewiesen, das ihr von HI zur Verfügung gestellt wurde - insbesondere außerhalb des Lagers oder über weite Strecken. Aufgrund ihres Alters ist Frau Dhahabo besonders durch das Coronavirus gefährdet. HI hat zeigt ihr heute ausführlich, wie sie sich vor dem Virus schützen kann.
„Wir zeigen ihr Techniken zum Händewaschen, das An- und Ablegen einer Maske, die Bedeutung von ‚social distancing‘ und allgemeine Hygienemaßnahmen. Wir zeigen ihr und ihrer Familie auch, wie sie ihre Krücken und ihren Rollstuhl reinigen kann, um sich am besten vor dem Virus zu schützen", sagt Stella.
Hilfe vom Enkel
„Ich bin froh, dass das HI-Team heute zu mir nach Hause gekommen ist. Sie haben mir eine Menge beigebracht und sie gaben mir einige Masken. Mein ältester Enkel lernte auch, mir beim Reinigen meines Rollstuhls zu helfen. Das alles hilft uns nicht nur zum Schutz vor dem Coronavirus, sondern auch vor anderen Krankheiten wie Cholera", erklärt Frau Dhahabo.
Im Radio hat die alte Frau das erste Mal von dem Virus gehört.
„Ich sah dann auf dem Handy meiner Tochter, wie sich das Virus in China ausbreitete. Ich bin sehr besorgt, weil ich alt und krank bin und das Virus so viele Menschen tötet. Viele Menschen im Lager sind auch unsicher, was als Nächstes passieren wird.“
Aufgrund der Pandemie sind alle Schulen geschlossen. Die Menschen sind mit den Kindern zu Hause eingesperrt. Auch auf dem Markt herrscht Maskenpflicht. HI setzt die Besuche bei der alten Dame fort, damit sie ihre Übungen machen kann.
„Ich möchte HI dafür danken, dass sie sich trotz der Pandemie weiterhin um Menschen mit Behinderung kümmern", sagt Frau Dhahabo.
Wenn die Pandemie vorbei ist...
„Jetzt, da wir mehr auf die Hygiene achten, werden wir uns in Zukunft weniger mit anderen Krankheiten anstecken, die durch Schmutz übertragen werden, wie z.B. Cholera. Wenn das Coronavirus verschwunden ist, freue ich mich darauf, alle meine Freunde wiederzusehen, ohne Maske! Ich freue mich auch darauf, dass meine Enkelkinder endlich wieder zur Schule gehen und wieder lernen können", sagt Frau Dhahabo mit hoffnungsvollem Blick in die Zukunft.