Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Drohnen zur Minenerkennung: eine Revolution der Minenräumung?

Minen und andere Waffen
Tschad

In Zusammenarbeit mit Zukunftstechnologie-Unternehmen plant Handicap International einen Test von Minensuchdrohnen. Die ersten Versuche sind für Februar 2019 im nördlichen Tschad vorgesehen. Drohnen könnten helfen, verminte Gebiete genauer zu erfassen und die Dauer der Räumung zu reduzieren. Bei Erfolg würde diese Technik die Minenräumung revolutionieren.

Aufwendige Vor-Untersuchungen, ob Minen verlegt wurden, könnten mithilfe von Drohnen bald der Vergangenheit angehören

Aufwendige Vor-Untersuchungen, ob Minen verlegt wurden, könnten mithilfe von Drohnen bald der Vergangenheit angehören | © Nadège Mazars/HI

HI wird einige Versuche von Februar bis Oktober 2019 im Raum Faya-Largeau im Norden des Tschads durchführen. Die Drohne kann innerhalb kurzer Zeit große Gebiete abfliegen. Dadurch verringert sich die Dauer der sogenannten "nicht-technischen Vermessung". Dies bezeichnet eine Felduntersuchungsphase, in der festgestellt wird, ob Minen und explosive Überreste überhaupt  vorhanden sind.

Durch den  Nachweis aus der Luft, ob Minen verlegt wurden oder nicht, ist es außerdem möglich, verminte Gebiete exakter abzugrenzen,  was wiederum die Einsatzzeiten reduziert.

Während der Testphase wird HI auch versuchen, eine Drohne zu entwickeln, die mit einem Radar im Boden vergrabene Minen entdecken kann.

Die Vor-Untersuchungen dauern meist länger als die Räumung selbst

„Drohnen können uns bei der Minenräumung hoffentlich zukünftig erheblich helfen, indem sie die Zeit der „nicht-technischen Untersuchungen“ verkürzen. Diese Phase besteht darin, potenziell gefährliche Bereiche zu identifizieren und abzugrenzen. Diese dauert manchmal länger als die Minenräumung selbst. Durch die Bereitstellung genauer Daten für die Kartierung der zu räumenden Gebiete werden die Drohnen uns auch helfen, unsere Minenräumteams gezielter einzusetzen", sagt Emmanuel Sauvage, Leiter der Abteilung für die Reduzierung bewaffneter Gewalt bei HI.

Im Tschad sind 100 Millionen Quadratmeter Land durch Minen und explosive Kriegsreste verseucht - eine Fläche etwa so groß wie Paris. HI und seine Partner planen, in vier Jahren drei Millionen Quadratmeter zu räumen und werden hierzu  mehrere Minenräumteams und eine Minenräumungs-Maschine einsetzen.

Minen und explosive Kriegsreste stellen eine tägliche Bedrohung für die Zivilbevölkerung in 61 Ländern der Welt dar. Es hindert die Entwicklung der betroffenen Ländern. Der Landminen Monitor 2017 zeigt, dass die Zahl der neuen Opfer von Antipersonenminen – ob in der Fabrik hergestellt oder improvisiert – sowie von explosiven Kriegsresten innerhalb eines Jahres um fast 25 Prozent gestiegen ist: von 6.967 Opfern im Jahr 2015 auf 8.605 im Jahr 2016. Zwischen 2014 und 2015 hatte sich die Zahl der Opfer bereits fast verdoppelt (6.967 neue Opfer im Jahr 2015 im Vergleich zu 3.993 im Jahr 2014).

HI arbeitet mit Mobility Robotics, einem Spezialisten für Drohnenpilotprojekte zusammen sowie mit Third Element Aviation, einem Hersteller von kundenspezifischen Drohnen und Entwickler von Sensoren, dem Datenmanagementdienst Inzentive, und Dynergie, die mit finanzieller Unterstützung des Außenministeriums der belgischen Regierung für einen Zeitraum von 12 Monaten innovative Vorschläge für Minenräumungsmethoden unterbreiten sollen.

26 Oktober 2018
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung
© HI
Minen und andere Waffen

Syrien: Mohammad schützt Leben durch Aufklärung

Nach einem Unfall mit einem Blindgänger verlor Mohammad seine Hand. Er wusste damals noch nicht, wie gefährlich explosive Kriegsreste sind. Heute klärt er andere über die tödlichen Risiken auf, die überall in Syrien lauern. Mit seiner Arbeit trägt er dazu bei, dass Blindgänger nicht noch mehr Opfer fordern. Besonders gefährdet sind vor allem die Menschen, die in ihre Heimat zurückkehren.

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies
© Till Mayer / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Versteckte Gefahr im grünen Paradies

In den Bergen bei San Mateo im Norden Kolumbiens arbeitet die mutige Gloria daran, ihre Heimat von gefährlichen Minen zu befreien. Ihre Arbeit ist hart, riskant und anstrengend. Sie ist eine von 36 Entminer*innen, die derzeit in Kolumbien für Handicap International Landminen, Blindgänger und Sprengfallen räumen. Zu viele Menschen wurden schon getötet, verletzt oder verstümmelt.

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten
© C. Maldonado / HI
Minen und andere Waffen

Kolumbien: Von Minen zu Tomaten

Stellen Sie sich vor: Eine junge Frau pflückt in den frühen Morgenstunden frische Tomaten. Die Sonne steigt über den Cañón de las Hermosas in Kolumbien – eine Region, die noch vor einigen Jahren von Minen verseucht und stellenweise unbetretbar war. Dank Spenden und der Arbeit von Handicap International hat sich hier vieles verändert.