Erdbebengebiet in Syrien: Blindgänger und Minen unter dem Schutt
Syrien ist stark mit Landminen und Bombenresten verseucht. Diese liegen insbesondere im Nordwesten, dort, wo die Konflikte seit Jahren anhalten und dort, wo das Erdbeben die Region erschütterte. Die Gefahr für Familien und humanitäre Einsatzkräfte ist hoch. Unsere Spezialist*innen informieren Hilfskräfte, klären in Notunterkünften auf, verteilen Flugblätter und gehen von Haus zu Haus.
Während die offizielle Zahl der Todesopfer stündlich ansteigt, suchen die Bewohner weiterhin, oft mit bloßen Händen, nach Überlebenden in den Trümmern tausender Gebäude. | © HI
Der HI-Spezialist Musab erklärt:
„Wir haben ein Team von mehr als 30 Spezialisten für Risikoaufklärung. Zunächst werden wir Rettungsteams aufklären, die in den Trümmern arbeiten und auf verdächtige Gegenstände stoßen könnten. Sie müssen aufpassen und richtig reagieren, um sich zu schützen, denn sie sind derzeit am meisten gefährdet.
Aber nicht nur die Einsatzkräfte sind gefährdet, auch die betroffenen Familien müssen informiert werden. In der Region herrscht eine schwere Wirtschaftskrise, viele Menschen sind sehr arm. Altmetall zu sammeln ist eine gängige Praxis, um Geld zu verdienen und ernährt ganze Familien. Dabei kann es jederzeit passieren, dass die Menschen versehentlich auf einen Sprengsatz treten.
Von Tür zu Tür gehen
Zuerst werden wir die am stärksten betroffenen Stadtteile aufsuchen. Wir werden von Tür zu Tür gehen, Flugblätter verteilen und informieren. Wir werden auch Sammelunterkünfte besuchen, da die Vertriebenen aufgrund des derzeitigen Chaos und der Tatsache, dass viele Menschen auf der Straße leben und keinen Platz haben, an dem sie sich aufhalten können, einem höheren Risiko ausgesetzt sind.
"Informieren Sie sofort unser Team"
Wir empfehlen jedem, der glaubt, einen Sprengkörper gefunden zu haben, sofort unser Team zu informieren. Ein Spezialist wird dann kommen, um das Objekt zu identifizieren. Handelt es sich um einen nicht explodierten Sprengkörper, markiert das Team von Handicap International das Gebiet und kontaktiert die Behörden zur Räumung.
Unsere oberste Priorität ist es, die Zahl der Unfälle zu minimieren, indem wir möglichst viele Menschen rechtzeitig erreichen: Wann immer Sie auf ein verdächtiges Objekt stoßen, rufen Sie unsere Teams!"
Einige Fakten aus dem Landminen-Monitor 2022:
- 2021 gab es in Syrien 1.227 Tote und Verletzte
- Zwischen 2011 und 2021 wurden 11.104 Tote und Verletze gezählt
- Es wird geschätzt, dass zwischen 100.000 und 300.000 explosive Kriegsreste in Syrien nicht detoniert sind und daher eine aktive Bedrohung für die Bevölkerung in den kontaminierten Gebieten darstellen