Co-Preisträger Friedensnobelpreis

Geflüchtete mit Behinderung haben es besonders schwer

Inklusion Nothilfe Rechte von Menschen mit Behinderung
Südsudan

Anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni fordert die humanitäre Hilfsorganisation Handicap International (HI), dass Geflüchtete mit Behinderung eine echte Chance haben müssen, sich vor dem Coronavirus zu schützen. Von 79,5 Millionen Flüchtlingen weltweit haben etwa 15 % eine Behinderung. Sie kämpfen oftmals mit Isolation, Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen verschärfen die Lebensbedingungen, wie der HI-Bericht „Das Coronavirus im humanitären Kontext: Leave no one behind!” dokumentiert. Menschen mit Behinderung brauchen mehr Unterstützung, so wie beispielsweise Lina, die seit drei Jahren im Flüchtlingslager in Juba (Südsudan) lebt. Mit ihrem Rollstuhl kommt sie kaum durch die engen Gassen. HI verhandelt derzeit mit den Behörden, damit Lina mit ihrer Familie umziehen darf, wo sie sich leichter und sicherer bewegen kann.

Lina ist seit dem Sturz von einem Baum gelähmt. Im Flüchtlingslager in Juba ist es unmöglich, den nötigen Abstand zu halten

Lina ist seit dem Sturz von einem Baum gelähmt. Im Flüchtlingslager in Juba ist es unmöglich, den nötigen Abstand zu halten | © Dieter Telemans / HI

Angst vor Hunger

Flüchtlingslager in Krisengebieten sind nicht für das Coronavirus gerüstet. Häufig sind sie überfüllt. Abstand- und Hygieneregeln können kaum eingehalten werden. In diesem Umfeld breitet sich das Virus besonders schnell aus. Viele Langzeit-Geflüchtete haben während der Pandemie ihre Gelegenheitsjobs verloren und damit auch ihre Lebensgrundlage. So wie Abdul Baqi im afghanischen Flüchtlingscamp Jalala Afghan Mardan in Pakistan. Er hat weniger Angst vor dem Virus als vor Hunger. Die Ausgangssperre trifft seine Familie hart. Alle Geschäfte und Märkte mussten schließen, darunter auch der kleine Laden des 50-Jährigen. Von einem Tag auf den anderen verdient er nichts mehr. Nun kann er ohne die Hilfe von HI nicht überleben. „Ich habe keine Angst, dass sich meine Kinder mit dem Virus anstecken. Meine Sorge ist vielmehr, dass ich für sie nicht genug zu essen habe“, gesteht er.

 

News und Geschichten aus unseren Projekten im HI-Newsletter! Jederzeit kündbar. ==> hier klicken

 

Mehr Hilfe für Menschen in Not

Menschen mit Behinderung sind angesichts der Pandemie besonders schutzbedürftig und dürfen nicht im Stich gelassen werden. „Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus sehen wir, dass lokale Gemeinden schnell Flüchtlinge ablehnen, besonders, wenn sie eine Behinderung haben. Sie fürchten, dass die Flüchtlinge mit dem Coronavirus angesteckt seien und somit eine Gefahr für andere darstellen“, so Dr. Inez Kipfer-Didavi, Geschäftsführerin von HI-Deutschland. Humanitäre Organisationen wie HI sind für die am meisten gefährdeten Menschen oftmals die einzige Rettung. „Wir dürfen nicht daran gehindert werden, Menschen in Not mit lebenswichtiger Hilfe zu erreichen“, unterstreicht Kipfer-Didavi. Daher fordert Handicap International die Staatengemeinschaft auf, finanzielle humanitäre Hilfe unverzüglich freizugeben.

Hier geht es zum HI-Bericht: „Das Coronavirus im humanitären Kontext: Leave no one behind!”. 

17 Juni 2020
Einsatz weltweit:
Helfen
Sie mit

Lesen sie weiter

Gaza: Psychische Hilfe inmitten der Trümmer
© K. Nateel / HI
Nothilfe

Gaza: Psychische Hilfe inmitten der Trümmer

Mitten in der Zerstörung Gazas leiden die Menschen nicht nur unter den sichtbaren Verwüstungen, sondern auch unter der psychischen Katastrophe. Traumatisierte Kinder, verzweifelte Familien – der Krieg hinterlässt tiefe Wunden. Nina Schöler, 30, arbeitet mit ihrem Team in Gaza, um die psychischen Folgen des Krieges wie Ängste, Panik, emotionale Taubheit oder Schlaflosigkeit einzudämmen.

Benin: Flore knüpft mit Geschick an ihrer Zukunft Inklusion Rechte von Menschen mit Behinderung

Benin: Flore knüpft mit Geschick an ihrer Zukunft

Jahrelang war es für Flore  Adebiyi sehr schwierig, für sich und ihre Töchter zu sorgen. Doch dann unterstützte Handicap International sie mit einer Ausbildung zur Friseurin und mit neuen Orthesen und einem Rollstuhl. Heute hat sie ein eigenes Geschäft und bewegt sich unabhängig durch die Straßen von Cotonou. Ihr Traum? Ein größerer Salon und eine Friseurschule für junge Menschen.

Ukraine: "Ich fühle mich wie in einem Gefängnis"
© M.Monier / HI 2024
Nothilfe

Ukraine: "Ich fühle mich wie in einem Gefängnis"

Anatoly und seine Frau Tatyana haben durch den Krieg in der Ukraine alles verloren. Eine Rakete zerstörte ihr Zuhause und verletzte Anatolys Beine so schwer, dass sie amputiert werden mussten. Heute lebt er isoliert in einer kleinen Wohnung und ist vollständig auf die Pflege seiner Frau angewiesen. Doch dank der finanziellen Hilfe von Handicap International (HI) schöpfen sie neue Hoffnung.