Reha für Opfer des Tsunamis in Indonesien
Ein Erdbeben und anschließender Tsunami haben vor einigen Tagen das Zentrum des indonesischen Archipels getroffen und mehr als 1.000 Menschen getötet. Während sich die HI-Teams auf den Nothilfe-Einsatz vorbereiten, erläutert Pauline Falipou, HI-Physiotherapeutin und Notfallspezialistin, den Bedarf an Reha bei derartigen Katastrophen.
Über 1.000 Menschen sind beim Erdbeben und Tsunami schon ums Leben gekommen. | © Montes de Oca_ADRA International
Welche Bedürfnisse haben die von einem Tsunami betroffenen Menschen?
-Hier stehen wir vor zwei Katastrophen gleichzeitig: einem Erdbeben und einem Tsunami. In diesem Kontext ist die Sterblichkeitsrate hoch, ungefähr 1.200 Menschen sind bereits tot. Die Mehrheit der Menschen ertrinkt. Aber man muss auch mit vielen Verletzungen rechnen: Wunden, Brüche, Kopfverletzungen und Lungeninfektionen, denn die vor dem Ertrinken geretteten Menschen haben möglicherweise verunreinigtes Wasser eingeatmet oder geschluckt. In allen Fällen ist es notwendig, dringend zu intervenieren, um den Verletzten zu helfen.
Pauline Falipou, HI-Physiotherapeutin, Notfallspezialistin ©HI
Welche Maßnahmen werden ergriffen, wenn HI in der Notfallrehabilitation tätig wird?
In einer ersten Phase besucht HI die Krankenhäuser und die zahlreichen Verletzten dort. Je nach Verletzung und Traumata arbeiten wir mit Notfallteams zusammen, um die bestmögliche Versorgung der Patienten zu gewährleisten.
Wir helfen Menschen, die vor dem Ertrinken gerettet wurden, verunreinigtes Wasser wieder auszuscheiden. Wir zeigen ihnen Übungen, um die Flüssigkeit aus der Lunge zu befördern.
Bei Frakturen und Kopfverletzungen ist es wichtig, schnell nach einer Operation mit Reha-Maßnahmen zu beginnen. Wir bieten unsere Expertise bei der Durchführung der ersten Übungen an sowie bei der technischen Unterstützung mit Rollstühlen oder Krücken. Es ist sehr wichtig, dass der Patient schnell wieder mobilisiert wird, um spätere Funktionsstörungen zu vermeiden.
HI bietet auch psychologische Unterstützung an. Woraus besteht diese?
Wir arbeiten nie allein, sondern immer in Zusammenarbeit mit Psychologen, Psychosozialarbeitern und lokalen Pflegekräften. Die größte Herausforderung bei Hunderten von Verletzten besteht darin, die traumatisierten Menschen zu unterstützen. Einige haben ihre Lieben sterben sehen. Anderen, wie zum Beispiel viele Kinder nach dem Erdbeben in Nepal, musste ein Arm oder Bein amputiert werden. Wieder andere haben eine Verletzung am Rückenmark und können nicht mehr laufen.
Das sind sehr schwierige Situationen, die eine Phase der Trauer und auch die Akzeptanz der neuen körperlichen Situation sowie die damit verbundene psychologische Unterstützung bei gleichzeitiger Reha erfordern. Im Moment verfolgen wir die Situation, um die Verletzungen und Traumata der Überlebenden besser einzuschätzen, um dann eine wirklich bedarfsgerechte Behandlung vorzuschlagen.
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HI ist seit 2005 im Land präsent und unterstützt regelmäßig Opfer von Naturkatastrophen. HI organisiert Katastrophenschutzworkshops und Lehrgänge, um die Widerstandsfähigkeit der Bevölkerung zu verbessern.