Laos: 25 Jahre Minen-Räumung
Laos ist Jahrzehnte nach Ende des Krieges weltweit das Land mit der höchsten Verseuchung durch Streumunition. Noch immer sind einige Gebiete voller explosiver Kriegsreste. Vor 25 Jahren, im Juni 1996, begann die humanitäre Hilfsorganisation Handicap International (HI) mit der Räumung.
In der Provinz Houaphan wird eine Streubombe durch HI-Teams sichergestellt. Diese sind besonders gefährlich, da sie aufgrund ihrer Größe nur schwer zu erkennen sind. | © N. Lozano Juez I HI
Rund 200 verschiedene Munitionstypen wurden seitdem gefunden. Meist sind es Streubomben, kleine Bomben in der Größe eines Tennisballes. Das Ausmaß der Kontamination ist bis heute nicht bekannt – Handicap International rechnet mit weiteren 30, 40 oder gar 50 Jahren, bis überall ein sicheres Leben möglich sein wird. Trotz der aufwändigen Räumung und der Aufklärung vieler Dorfbewohner, darunter vor allem Bauern und Kinder, fallen regelmäßig Menschen den Blindgängern zum Opfer.
In Laos führt Handicap International mehrere Programme zur Minenräumung, Risikoaufklärung und Opferhilfe durch. Julien Kempeneers, Leiter der Entminungsaktionen von HI in Laos, erklärt, wie schwierig die Arbeit ist:
„Im Juni 1996 begannen wir mit unseren ersten Minenräumungsaktionen in Laos. Es ist eine besondere Art der Minenräumung, denn statt Antipersonenminen zu räumen, "sammeln" wir die Überreste explodierter Kampfmittel, Bombensplitter, Sprengstoffreste, Granaten, Munition usw. Unsere Räumungsexperten finden auch große Bomben, viele mit einem Gewicht von mehreren hundert Kilogramm, die beim Aufprall nicht explodiert sind.“
Weltweit höchste Verseuchung mit Streumunition
Laos ist vor allem für seine Verseuchung mit Streubomben bekannt - kleine Bomben in der Größe von Tennisbällen. Die Teams suchen mit einem Metalldetektor die Felder oder Wege ab, dann wird das Gebiet gesichert und die Explosivreste werden gezündet. Laos ist das Land mit der höchsten Kontamination durch Streumunition der Welt. Rund 1.200 Quadratkilometer an gefährlichen Gebieten wurden bereits überprüft. Räumungsteams haben etwa 200 verschiedene Munitionstypen gefunden. Um diese Vielfalt an Sprengstoffen zu erfassen, veröffentlichte Handicap International einen Katalog, der alle Arten von Submunitionen auflistet und der nun von allen humanitären Räum-Organisationen in Laos verwendet wird.
Vor allem Kinder und Feldarbeiter sind bedroht
Die am stärksten verseuchten Gebiete sind die ländlichen und abgelegenen Regionen im Osten von Laos, an der Grenze zu Vietnam. Julien Kempeneers berichtet: „Noch immer fallen regelmäßig Menschen diesen Waffen zum Opfer, darunter Dorfbewohner, Bauern bei der Feldarbeit ... und viel zu viele Kinder. Seit vielen Jahren führen wir Aufklärungskampagnen durch, um die Menschen vor Ort zu schulen, wie sie die Gefahren erkennen und was sie tun können. Wir helfen ihnen, verdächtige Objekte zu erkennen und raten ihnen, Abstand zu halten, die Objekte nicht zu berühren, den Bereich mit allem zu markieren, was gerade zur Hand ist, z. B. mit einem X aus Ästen. Danach sollen sie die Behörden oder HI alarmieren, die sich dann um die Sprengung kümmern werden.“
Was ist der Zweck der Waffenräumung?
Kontaminierte Gebiete werden zu einem „Niemandsland". Die Menschen haben Angst, eine Explosion auszulösen und trauen sich deshalb nicht dorthin. Felder liegen brach und weite Landstriche veröden. Es ist unmöglich, Schulen zu errichten oder Straßen zu bauen, um die Dörfer zu erschließen. Indem die HI-Teams diese Waffen räumen, bekommen die Gemeinden Land zurück, das sie seit Jahrzehnten nicht mehr nutzen konnten.
Wann wird die Räumung in Laos enden?
Julien Kempeneers:
„Es ist unmöglich zu sagen, wann wir mit der Räumung abschließen können. Wir kennen das Ausmaß der Verseuchung noch nicht. Es wird wohl noch mindestens 30, 40 oder sogar 50 Jahre dauern. Dies gibt eine Ahnung von den furchtbaren Problemen, unter denen das Land durch die Verseuchung mit Minen, Bomben und Streumunition leidet. Das Land wurde in den späten 1960er Jahren verseucht und wir werden wahrscheinlich bis Mitte des 21. Jahrhunderts brauchen, bis die Bevölkerung dort sicher leben kann.“