Venezuela: Psychosoziale Hilfe an Schulen
Kinder mit kognitiven Beeinträchtigungen werden häufig diskriminiert und ausgegrenzt. Eltern sind oftmals überfordert und sperren ihre Kinder weg. Der Zugang zu Schulen bleibt ihnen verwehrt. Unser Team in der Gemeinde Átures in Venezuela unterstützt an der Dr.-Walter-Loureiro-Schule nicht nur die Kinder und Eltern, sondern auch die Lehrkräfte, ihren emotional belastenden Alltag zu bewältigen.
Unsere Expertinnen unterstützen die Schüler*innen mit kognitiver Behinderung im Unterricht und bieten ihnen psychologische Unterstützung an. | © M. Campos / HI
Die Schule beherbergt 99 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 15 Jahren mit verschiedenen Arten von geistigen Behinderungen. Viele von ihnen kommen aus sehr armen Verhältnissen. Familien mit behinderten Kindern sind häufiger von Armut bedroht, da die erforderliche Pflege der Kinder oft teuer ist. Veriuska Vásquez, 27, Kunstlehrerin an der Dr.-Walter-Loureiro-Schule, sieht dies jeden Tag:
„Die Kinder kommen oft an den Tagen in die Schule, an denen wir Essen ausgeben, da viele von ihnen zu Hause nichts zu essen haben. Die Mahlzeit bei uns ist die einzige an diesem Tag. Manchmal gehen wir auch mit dem Lehrerteam los und kaufen Essen, obwohl wir zu Hause auch kaum etwas zu essen haben."
Armut und Ausgrenzung
Veriuska weiß, dass viele Eltern die Behinderung ihres Kindes oft nicht akzeptieren, insbesondere wenn es sich um eine kognitive Einschränkung handelt. Nur in der Schule werden diese Kinder gefördert und dürfen lernen. Die übrige Zeit bleiben sie zu Hause eingesperrt, ohne Betreuung und Aufmerksamkeit.
„Wir sind so oft mit der Situation überfordert, aber wir dürfen das nicht an unseren Schülern auslassen. Deshalb schätzen wir die Anwesenheit von Handicap International in der Schule. Man hört uns zu und bietet uns psychologische Unterstützung an, damit wir selber gesund bleiben", erklärt Veriuska.
Gefühlen Raum geben
Rogxana Pérez, HI-Beauftragte für psychische Gesundheit, besucht die Dr.-Walter-Loureiro-Schule zweimal pro Woche. Sie gibt den Lehrkräften einen Raum, in dem sie sich ausdrücken und Erfahrungen austauschen können. Sie hilft auch den Kindern dabei, ihre Emotionen und Gefühle mitzuteilen.
„Wir lieben es, wenn Rogxana zu uns kommt. Sie hört uns zu und erklärt uns Techniken, um unsere Gefühle zu bewältigen. Sie bringt Freiwillige mit und organisiert Aktivitäten für die Kinder. Sie hilft uns, unsere Emotionen rauszulassen und macht uns das Leben leichter.", sagt Veriuska.
Veriuska hat in der Arbeit mit den behinderten Kindern ihre Berufung gefunden. Mit der Unterstützung von HI ist sie entschlossen, trotz aller Schwierigkeiten weiterzumachen. Sie ist überzeugt, dass sie hier etwas bewirken kann.
„Wir kommen wegen unserer Liebe zu diesen Kindern zur Arbeit. Sobald sie 15 Jahre alt sind, helfen wir ihnen in eine Berufsausbildung zu kommen, damit sie einen Arbeitsplatz finden können. Eine unserer Kolleginnen ist eine ehemalige Schülerin, die heute als Assistentin arbeitet. Sie ist der lebende Beweis dafür, dass sich die Arbeit mit diesen Kindern und die Investition in ihre Zukunft auszahlt und sich positiv auf die gesamte Gemeinschaft auswirkt.“
Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt und von "Aktion Deutschland Hilft" gefördert.