Co-Preisträgerin Friedensnobelpreis

Ukraine: Minen und Blindgänger sind tödliches Erbe für Millionen Menschen

Pressemitteilung am 19.02.2025

die internationale Hilfsorganisation Handicap International (HI), Co-Friedensnobelpreisträgerin, weist auf die massive Verseuchung der Ukraine mit explosiven Kriegsresten hin. Landminen, Streumunition, Bomben- und Granatenreste liegen auf Feldern, in zerstörten Wohngebieten, Schulen oder auf Straßen. Selbst in Alltagsgegenständen sind Minen verborgen. Vor allem Rückkehrende und Kinder sind von den Gefahren betroffen. Generationen werden von den Folgen der Blindgänger bedroht sein, so HI. Das genaue Ausmaß kann erst nach Ende der Kampfhandlungen ermittelt werden.

Blindgänger gefährden Generationen 

Drei Jahre nach der Eskalation des Krieges zwischen Russland und der Ukraine wird das Land immer noch bombardiert und die Zahl der zivilen Opfer steigt weiter an. „Der Einsatz von Antipersonen-Minen, Streubomben und die Bombardierung von Wohngebieten hat bereits ein verheerendes Ausmaß an menschlichem Leid hinterlassen, behindert den Wiederaufbau nach dem Konflikt und wird zukünftige Generationen gefährden“, sagt Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland. „Der Krieg in der Ukraine ist ein besonders dramatisches Beispiel für die verheerenden und langfristigen Auswirkungen von Bombardierungen in Wohngebieten und von Einsätzen verbotener Waffengattungen“, prangert Fischer an. „Das Leiden der Zivilbevölkerung muss aufhören!“, so Fischer weiter.

Gerne organisieren wir ein Interview mit unseren Expert*innen in der Ukraine.

Minenräumung schwierig und teuer

Die Räumung von explosiven Kriegsresten und Minen ist äußerst aufwändig, langwierig und teuer. So gibt es beispielsweise in Laos 50 Jahre nach Ende des Vietnamkrieges immer noch Streubombenreste mit rund 80 Millionen nicht explodierter Submunitionen. Kriegsreste stellen eine sehr langfristige Bedrohung für die Zivilbevölkerung dar und beeinträchtigen unmittelbar ihren Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen und den Wiederaufbau.
Derzeit klären die Teams von Handicap International die ukrainische Zivilbevölkerung in Frontnähe über die Gefahren von explosiven Kriegsresten auf. In Schulen, in Gemeinden, mit Plakaten oder über das Radio wird die Bevölkerung darauf hingewiesen, kontaminierte Gebiete nicht zu betreten. Kinder werden davor gewarnt, unbekannte metallisch glänzende Gegenstände zu berühren, zerstörte Gebäude zu betreten oder auf Feldern zu spielen. Bisher wurden von Handicap International mehr als 175.091 Personen über die Gefahren von Blindgängern und Minen aufgeklärt. 5.247 humanitäre Helferinnen und Helfer sowie Mitarbeitende von 573 Gemeinden wurden geschult.

Millionen Menschen sind traumatisiert

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit von Handicap International in der Ukraine ist die psychosoziale Versorgung traumatisierter Menschen. Schätzungen zufolge entwickeln fast 10 Millionen Menschen in der Ukraine wahrscheinlich psychische Störungen und 3,9 Millionen leiden an mittelschweren bis schweren Störungen. „Alle Menschen in der Ukraine sind auf die eine oder andere Weise vom Krieg betroffen. Fliegeralarm und Granatenbeschuss können extrem beängstigend und stressig sein und die Betroffenen in ständiger Alarmbereitschaft halten. Viele Menschen haben Familienangehörige oder Bekannte, die in der Nähe der Front leben oder arbeiten, oder halten sich selbst dort auf. Diese Menschen sind ständig um ihre eigene Sicherheit und die ihrer Angehörigen besorgt“, berichtet Victoria Perez, Spezialistin für psychische Gesundheit bei Handicap International in der Ukraine.
Lesen Sie hier die Geschichte von Anatoly, der im Hof seines Wohnhauses von einer Granate getroffen wurde und dem beide Beine amputiert werden mussten. Oder von den „Königinnen des Herbstes“, die versuchen, ihre traumatischen Erlebnisse zu verarbeiten.

Über Handicap International e.V.

Handicap International / Humanity & Inclusion (HI) ist eine gemeinnützige Organisation für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfe, die in rund 60 Ländern aktiv ist. Ziel ist es, langfristig die Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung und vulnerable Gruppen zu verbessern. Außerdem arbeiten wir für eine Welt ohne Minen und Streubomben sowie für den Schutz der Zivilbevölkerung im Krieg. HI ist Co-Preisträgerin des Friedensnobelpreises von 1997 für ihren Einsatz für den Verbotsvertrag gegen Landminen.