Im Rollstuhl von Aleppo nach Deutschland: die Geschichte von Nujeen Mustafa
Als Nujeen 16 Jahre alt ist, bricht in Syrien der Krieg aus. Bei den ersten Angriffen auf Aleppo kann sich das Mädchen nicht wie alle anderen in den Schutzkeller retten, weil sie im Rollstuhl sitzt und im fünften Stock eines Wohnhauses ohne Aufzug lebt. Seit ihrer gefährlichen Flucht nach Deutschland setzt sie sich für Geflüchtete und gegen Bomben auf Wohngebiete ein.
Nujeen Mustafa ist zu Beginn des Krieges in Syrien im Rollstuhl von Aleppo nach Deutschland geflohen. | ©Jacob Maria Kohl/HI
Nujeen flieht 2015 über die Grenze in die Türkei und dann weiter nach Europa. Allein mit ihrer Schwester, da ihre Eltern nicht genug Geld für die Flucht der ganzen Familie aufbringen können. Für die damals 16-Jährige ist der Weg mit dem Rollstuhl besonders mühsam und vor allem gefährlich. Die beiden durchqueren insgesamt neun Länder. Streckenweise kann Nujeen nicht gezogen oder geschoben werden, man muss sie tragen. Die Fahrt im Schlauchboot über das Mittelmeer wird Nujeen niemals vergessen: „Der Rollstuhl hätte nur einen kleinen Riss ins Gummi reißen müssen, dann wären wir gesunken“, erinnert sie sich.
Schon als Kind war ihr Leben eingeschränkter als das der meisten Kinder. Sie konnte nicht in die Schule gehen, weil die Infrastruktur in Syrien nicht für eine Behinderung geeignet ist. Sie träumte davon Astronautin zu sein und im Weltraum zu leben, wo Beine keine Rolle spielen. Über eine englische TV-Serie lernt sie die Sprache, um etwas aus ihrem Leben zu machen. Dann bricht der Krieg aus, der ihr Leben von heute auf morgen auf den Kopf stellt.
Nudjeens Einsatz für Geflüchtete und gegen Bomben auf Wohngebiete
Nachdem sie die gut 5.600 Kilometer von Syrien nach Deutschland überwunden hatten, konnten die Schwestern zunächst im Flüchtlingsheim in Dortmund unterkommen und leben seither in Deutschland. Nujeen hat eine Gabe: Nach all den schrecklichen Erlebnissen und Ungerechtigkeiten, die sie erlebt hat, spürt das Mädchen weder Hass noch Aggression, sondern ist dankbar und glücklich, dass sie überlebt hat.
Heute ist die junge Frau Fürsprecherin für Geflüchtete und kämpft gegen die Bombardierung von Wohngebieten. Sie möchte einerseits Menschen Mut machen, in einer ausweglos scheinenden Situation nicht die Hoffnung zu verlieren und setzt sich gleichzeitig für das Verbot von Explosivwaffen gegen die Zivilbevölkerung ein.
Handicap International erzählt die beeindruckende Geschichte von Nujeen Mustafa in einem berührenden Film von Regisseurin Lara Brose: Zum Film auf Youtube
Kurzversion ihrer Geschichte: Zum Film auf Youtube
Außerdem sehenswert:
Handicap International kämpft seit Jahren für eine Welt ohne Landminen und Streubomben und gegen den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten.
In diesem Beitrag spricht sich Nujeen Mustafa deutlich gegen Explosivwaffen auf die Zivilbevölkerung aus: Zum Film auf Youtube