„Es gibt hier einen echten Bedarf an medizinischer Versorgung"
Der Zugang zu Praxen und Krankenhäusern ist in abgelegenen Gebieten Venezuelas besonders für indigene Gemeinschaften sehr schwierig. Unsere Teams unterstützen dabei, die Versorgung zu verbessern, was u.a. erreichbare sanitäre Einrichtungen, Aufklärung über Krankheiten und Hygiene sowie die Verbesserung der Bedingungen für eine gute mentale Gesundheit beinhaltet.
HI-Mitarbeiterin Gabriela zeigt den Kindern, worauf sie beim Händewaschen achten müssen. | © M. Campos
Neue Krankheiten durch veränderten Lebensstil
Einige Gemeinden im Bundesstaat Amazonas waren im Laufe der Jahrzehnte gezwungen, ihre bisherige Lebensweise zu verändern. Das hatte negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, denn plötzlich traten bisher unbekannte Krankheiten auf. Wesiyuma Angelito Hernández, 48, ist Angehöriger des Volkes der Ye'kwana. Er arbeitet seit über 10 Jahren für die Organisation der indigenen Völker des Amazonas (ORPIA) und setzt sich für die Einheit, die Verteidigung des Territoriums und der Menschenrechte in seiner Gemeinschaft ein.
„Es gibt hier einen echten Bedarf an medizinischer Versorgung", erklärt Wesiyuma. „Früher waren wir eine sehr gesunde Gemeinschaft, da wir weit genug voneinander entfernt lebten. Vor einigen Jahrzehnten schlossen wir uns dann zu einer großen Gemeinschaft zusammen, um unsere Kultur zu schützen und die Selbstbestimmung zu fördern. Wir verließen unsere Berge und die kalten Gebiete, in denen wir früher lebten, und zogen hinunter in die Savanne, in die Nähe des Flusses und der Moskitos. Dort traten dann Krankheiten wie Masern, Malaria und Windpocken auf.“
Zudem ist es für die Menschen aus abgelegenen Gebieten oft schwierig, Arztpraxen oder Krankenhäuser zu erreichen. Wesiyuma erklärt:
„Meine Gemeinde liegt etwa eine Tagesfahrt mit dem Boot auf dem Fluss vom nächsten Krankenhaus entfernt. Dann müssen wir noch zwei Tage lang zu Fuß laufen. Deshalb ist es für uns so schwierig, Patienten zu transportieren oder Arzttermine wahrzunehmen."
Pflege und Vorsorge für alle
Um diese Probleme anzugehen, führt HI seit einem Jahr ein Projekt durch, das mehr als 190.000 Menschen in Venezuela und Kolumbien unterstützt. Im Bundesstaat Amazonas arbeiten wir mit den Gemeinden Huottuja, Kurripaco, Warekenay Jivi und Piapoco zusammen. Ziel des Projekts ist es nicht nur, den Zugang zur Gesundheitsversorgung und sanitären Einrichtungen für alle erreichbar zu machen, sondern auch Hygienesets zu verteilen, die Unterwäsche, Menstruationsartikel, Kamm und Shampoo gegen Läuse, Seife, Zahnbürsten und Zahnpasta und vieles mehr enthalten. Zudem wird über die Übertragungswege von Krankheiten wie Malaria aufgeklärt.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Verbesserung der Bedingungen für eine gute mentale Gesundheit. Hierfür wird Raum für Dialog und Austausch geschaffen.
„Freiwillige aus den Gemeinden helfen uns, unsere Botschaften zu übersetzen. Das wirkt sich sehr positiv aus, vor allem bei unseren Aktivitäten zur psychosozialen Unterstützung. Die Menschen haben das Gefühl, dass die Kommunikation kein Hindernis darstellt und dass ihnen jemand zuhört", erklärt Rogxana Pérez, HI-Beauftragte für psychische Gesundheit.
Respekt für die überlieferten Bräuche
Bei allen Aktivitäten des Projekts wird das überlieferte Wissen der Gemeinschaften respektiert.
„Unsere Beteiligung war für die indigenen Völker neu, da sie noch nie zuvor mit einem Ansatz gearbeitet hatten, der auf ihrem angestammten Glauben und ihrem Wissen basierte. Aber für uns ist es wichtig, ihre Weltanschauung zu respektieren und mit den Führern der einzelnen Gemeinden zusammenzuarbeiten", so Alejandro Rivas, Projektleiter von HI.
Das Auswärtige Amt und das Bündnis deutscher Hilfsorganisationen Aktion Deutschland Hilft (ADH) unterstützen humanitäre Hilfsprojekte in Venezuela.