Ukraine: schwieriger Zugang zu Hilfe
Nach einem Monat Krieg in der Ukraine gibt es Millionen Menschen, die humanitäre Hilfe benötigen. In den belagerten Städten ist die Zivilbevölkerung von humanitärer Hilfe abgeschnitten.
Die 87-jährige Galaina wird bei ihrer Flucht vor dem Konflikt in der Ukraine an der polnischen Grenze unterstützt | © T.Nicholson
Darunter sind viele Verletzte sowie Menschen mit Behinderung. Unsere Teams unterstützen lokale Partnerorganisationen bei der Koordinierung von Nothilfemaßnahmen. In Czernowitz haben wir ein Pflegeheim mit Hygiene-Artikeln und Gehhilfen ausgestattet.
HI im Einsatz
Handicap International hilft u.a. in Pflegeeinrichtungen, in denen Menschen mit Behinderung und ältere Menschen untergebracht sind, die durch Bombenangriffe aus ihren Häusern vertrieben wurden, so wie ein Seniorenheim in Czernowitz, im Westen der Ukraine.
„Die Einrichtung hat normalerweise 130 Bewohner, hat aber seine Kapazität verdoppelt, um Menschen mit besonderen Bedürfnissen aufnehmen zu können, die aus ihren Häusern geflohen sind. Wir versorgen das Heim zum Beispiel mit Gehhilfen, Bettpfannen und Hygieneartikeln“, berichtet Virginie Duclos, Reha-Nothilfeexpertin bei Handicap International.
HI-Teams aus Reha-Fachkräften, Logistik-Expert*innen und Helfer*innen für psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung sind derzeit an den Grenzen zu Moldawien sowie in mehreren Regionen der Ukraine im Einsatz. Unser Fokus liegt darauf, wie wir die Versorgung von Verletzten nach Operationen, die Verteilung von medizinischer Ausrüstung und Hygieneartikeln sowie psychosoziale und logistische Hilfe unterstützen können. Wir koordinieren über Partnerschaften mit anderen Hilfs- und Behindertenorganisationen sowie lokalen Gesundheitszentren Maßnahmen, damit die Bevölkerung in schwer zugänglichen Gebieten und belagerten Städten Zugang zu Nothilfeleistungen bekommt. Darüber hinaus erarbeiten wir einen Notfallplan, wie wir Krankenhäuser am besten unterstützen können. Menschen mit Behinderung und schutzbedürftige Personen werden in Konfliktsituationen oft im Stich gelassen und ihre besonderen Bedürfnisse nach Nothilfemaßnahmen nicht immer berücksichtigt.
Tausende zivile Opfer
Die anhaltenden Bombardierungen und Granatenangriffe auf Wohngebiete in der Ukraine haben Tausende zivile Opfer gefordert. Die Dunkelziffer ist deutlich höher. Da es keine sicheren Korridore gibt, können die Familien nicht evakuiert werden und die Hilfs-Organisationen haben Schwierigkeiten, lebenswichtige humanitäre Hilfe in das Gebiet zu bringen.
„Die humanitäre Hilfe erreicht nicht die Menschen, die am stärksten von dem Konflikt in der Ukraine betroffen sind. Einige Menschen sterben bereits in den belagerten Städten, weil sie keinen Zugang zu Lebensmitteln und Wasser mehr haben", berichtet Fanny Mraz, Leiterin der Nothilfe bei HI.
10 Millionen Menschen vertrieben
Insgesamt wurden bisher rund 10 Millionen Menschen vertrieben – das sind 23 Prozent der Bevölkerung.
„Die Menschen haben ihre Häuser verlassen, sie wissen nicht, wann sie zurückkehren können und viele haben ihren Mann, Vater oder Bruder zurückgelassen. Es besteht ein echter Bedarf an psychosozialer Unterstützung“ erklärt Virginie Duclos.
Zudem fehlt vielen Flüchtlingen Bargeld. Viele Familien waren gezwungen, mit wenig oder gar keinem Hab und Gut zu fliehen, während andere wenigstens das Nötigste einpacken konnten.
„Die Menschen brauchen Geld", „Bargeld ist flexibel und kann zur Deckung des unmittelbaren Bedarfs verwendet werden, z. B. für die Bezahlung der Unterkunft, für den Kauf von Lebensmitteln oder für den Kauf eines Telefons, das sie nach der Flucht benutzen können.“