Nach dem Erdbeben: Myanmars Helfer unter Druck
Nach dem katastrophalen Erdbeben in Myanmar berichtet ein Mitarbeiter unserer Partner-Organisationen für Rettungseinsätze, wie traumatisch die Situation auch für Helfer ist. Viele sind verzweifelt und erschöpft angesichts der Tragödie. Handicap International unterstützt sie mit psychologischer Hilfe.

Das Team von HI befragt einen Mitarbeiter der Partnerorganisation vor Ort. | © HI
„Seit dem 28. März 2025 befinde ich mich wie in einem Strudel von Verzweiflung und Erschöpfung. Um 13 Uhr an jenem Tag bebte die Erde und verwüstete Mandalay. Innerhalb von Sekunden verwandelte sich die Stadt in ein Trümmerfeld.
Unvorstellbaren Szenen nach dem Beben
Überall waren Hilferufe zu hören. Tote lagen auf den mit Trümmern übersäten Straßen, andere waren unter eingestürzten Gebäuden eingeklemmt. Ich sah weinende Familien, verlorene Kinder, Verletzte, die unter Schock standen. Mein Team und ich machten uns sofort an die Arbeit, unsere Krankenwagen rasten von einem Ort zum anderen und transportierten unermüdlich Überlebende ins Mandalay General Hospital. Jedes Mal, wenn wir ankamen, teilten die Ärzte die Patienten auf: die Schwerstverletzten zuerst, die anderen mussten warten ... oder sich selbst versorgen.
Manchmal musste ich anhalten, um Luft zu holen und weil meine Hände so zitterten. Aber wie kann man aufhören, wenn so viele Leben von einem abhängen? Am nächsten Tag arbeiteten wir unermüdlich weiter.
In den folgenden Tagen gaben wir alles: Wir versorgten die Stadt mit Tanklastwagen, die über 5000 Liter Wasser transportierten, wir organisierten Rettungsaktionen, wir bargen Leichen aus den Trümmern. So viele Tote und Verletzte.
Es war körperlich, aber auch mental so anstrengend. Viele von uns werden von Schlaflosigkeit und Alpträumen geplagt. Einige Helfer konnten nicht mehr sprechen, sie waren wie in einem Stummfilm erstarrt. Auch wir Rettungskräfte brauchen Unterstützung.
Ich denke an die Momente, in denen wir die Menschen, die unter den Trümmern warteten, nicht retten konnten, weil uns die Mittel fehlten. Diese Hoffnungsschimmer, die vor unseren Augen ausgelöscht wurden. Die Tragödie ist unermesslich, und wir, die wir retten sollten, ertrinken zwischen all dem Leid.
Wir brauchen Hilfe."
Unsere Partner vor Ort, freiwillige Rettungsdienste, brauchen Unterstützung. Die Mitarbeitenden haben Traumatisches durchlebt. Das sehen wir leider oft bei Rettungsteams, die in den ersten Tagen nach einer Katastrophe im Einsatz sind. Viele werden von den Szenen, die sie gesehen haben, verfolgt und von Schuldgefühlen geplagt, weil sie nicht mehr Leben retten konnten. Schlaflosigkeit, Gefühlstaubheit und Erschöpfung machen sich unter ihnen breit. Erste psychologische Hilfe ist notwendig, um posttraumatischen Stress zu vermeiden. Handicap International unterstützt verschiedene Rettungsorganisationen wie diese. HI wird den Ersthelfern und ihren Patienten psychologische Unterstützung anbieten.