Libanon: Auf der Flucht mit 87 Jahren
Der 87-jährige Moustafa Al Sweid lächelt zwar tapfer in die Kamera, doch musste der alte Mann in den letzten Wochen Schlimmes erleben. Seit Beginn der Gewalteskalation zwischen der Hamas und Israel kommt es im Südlibanon zu wachsenden Spannungen. Fast 60.000 Menschen – so viele wie in einer mittleren Kleinstadt leben - mussten dort evakuiert werden. Moustafa ist einer von ihnen.
Moustafa Al Sweid, 87 Jahre alt, lebt nach der Bombardierung seines Hauses in einer Schule in Tyrus. | © HI
Flucht vor Bomben an der Grenze zu Israel
Moustafa und seine Frau lebten bei der Familie ihres Sohnes in Dhayra, an der Grenze zu Israel. Sein Sohn arbeitete auf den Feldern. Sie lebten dort in bescheidenen Verhältnissen, aber es reichte aus. Doch dann kamen die Bomben und zerstörten ihr Haus. Die Familie war gezwungen, zu fliehen. Jetzt haben sie keine Arbeit, kein Einkommen und kein Dach mehr über dem Kopf.
Zunächst zog die ganze Familie in das Dorf Saadiyat in der Nähe von Beirut, wo ein anderer Sohn von Moustafa lebt. Doch das Haus war einfach viel zu klein, um die ganze Familie unterzubringen. Der 87-jährige Moustafa, sein Sohn und seine Schwiegertochter mussten erneut aufbrechen. Sie fanden Zuflucht in einer Schule in Tyrus, die als Lager für Vertriebene dient. Moustafas Frau musste zurückbleiben, denn sie hat durch eine gebrochene Hüfte eine Behinderung und kann kaum laufen.
Ein kleiner Lichtblick für Moustafa
Zwar ist Moustafa froh, dass er und ein Teil der Familie fliehen konnten und nun in Sicherheit sind. Doch das alte Klassenzimmer, in dem sie leben, ist für einen Menschen in Moustafas Alter nicht ausgerichtet. Die Schultoilette ist so weit weg, dass Moustafa es ohne Hilfe nicht dorthin schafft. Dank eines Toilettenstuhls, den Handicap International besorgt hat, ist Moustafa nun etwas unabhängiger. Ein Reha-Team von HI in Beirut kümmert sich außerdem um Moustafas Frau mit Behinderung und versorgt sie mit Krankengymnastik.
Moustafas Geschichte zeigt eindrücklich: Besonders ältere Menschen haben es in Konflikt- und Krisensituation besonders schwer. Handicap International setzt sich dafür ein, dass diese Menschen nicht vergessen werden.
Einsatz von Handicap International im Südlibanon
Als Reaktion auf die Notsituation in der Region unterstützt HI die vertriebene Bevölkerung:
- Verteilung von z.B. Krücken. Rollstühlen und Gehhilfen zusammen mit lokalen Partnern
- Schulung von Ehrenamtlichen, damit die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung bei Evakuierung und Betreuung von Vertriebenen nicht vergessen werden
- Schulung von Organisationen in psychologischer Unterstützung;
- Schulung von Physiotherapeuten in der Notfallrehabilitation in Zusammenarbeit mit dem libanesischen Verband der Physiotherapeuten und dem Internationalen Roten Kreuz;
- Durchführung von Veranstaltungen zur Gefahrenaufklärung für explosive Kriegsreste.