Bildung als Schlüssel zum Erfolg - „Die Pharos“ in Mosambik
Wir haben die Partnerschaft mit den Pharos in beiderseitigem Einvernehmen beendet. (Stand: Oktober 2020)
Das geht ans Herz – Mitten in einem Armenviertel in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik im Süden Afrikas. Deutschlands bekanntester TV-Hypnotiseur Martin Bolze und Michaela Scherer – bekannt als „Die Pharos“ - sind einmal bis fast an die Südspitze von Afrika geflogen, um mit eigenen Augen zu sehen, wie Handicap International in einem der ärmsten Länder der Welt hilft.

Michaela Scherer und Martin Bolze von den "Pharos" besuchen Chelsia, eine Teilnehmerin des HI-Rehabilitations-Programms in Mosambik. | © HI
Die beiden werden umringt von Kindern. Kinder, die eine Behinderung haben und oftmals von den eigenen Familien ausgeschlossen oder gar eingesperrt wurden, und nun dank HI in die Schule gehen dürfen. Nur so haben sie eine Chance, einmal selbstständig leben zu können.
Michaela Scherer: „Bildung ist das A und O. HI integriert diese Kinder in das soziale Leben. Sie bringen die Kinder in die Schule, nehmen die Eltern an die Hand und bilden die Lehrer aus. Das ist wirklich beeindruckend und so wichtig.“ Und Pharo Martin Bolze ergänzt: „So vielen Kindern muss hier geholfen werden. Ohne Hilfe sind diese Kinder aufgeschmissen.“
Kinder in der Mondlane Schule in Matola umringen die "Pharos" auf dem Schulweg © Helio Macome / HI
Teufelskreis der Armut
In den beiden größten Städten Mosambiks (Maputo und Matola) leben rund 23.700 Kinder mit Behinderungen (unter 18 Jahren). Diese leiden in der Regel unter zahlreichen Formen der Diskriminierung in ihren Familien und ihrem Umfeld. Gesundheit, Bildung, Rehabilitation und soziale Teilhabe sind für sie entscheidende Herausforderungen. Familien behalten diese Kinder oft zu Hause. Viele dürfen nicht in die Schule gehen, so können sie sich nicht mit der Außenwelt sozialisieren, werden nicht in die Gesellschaft einbezogen, was wiederum den Teufelskreis der Armut verstärkt. Es fehlt überall an inklusiven Schulen.
In einer der wenigen inklusiven Schulen in Maputo spielen fröhliche Kinder Fußball, quetschen sich zu fünft in eine Schulbank und lernen voller Eifer. Alle können kaum oder gar nicht hören. Die Hände fliegen nur so durch die Luft. Alle verständigen sich mit Gebärdensprache. „Manche Kinder sind hier sogar zufriedener als Zuhause“, sagt Antonio Nhantumbo, der Leiter der lokalen Organisation ADEMO, mit der HI zusammenarbeitet. Er hat selber seit seiner Geburt ein verkürztes Bein. „Hier gibt es ausgebildete Lehrer, die sich mit viel Geduld um die Kinder kümmern. Die Eltern haben weder die Zeit noch die Muße, mit den Kindern zu lernen oder zu spielen.“
Antonio Nhantumbo, Leiter der lokalen Organisation ADEMO, mit der HI zusammenarbeitet und "Die Pharos" © HI
Fortbildung für die Lehrer
Bisher gibt es allerdings viel zu wenig ausgebildete Lehrer. So macht HI Fortbildungs-Workshops. In Gruppen lernen die Lehrkräfte, sich in die Lage der Kinder mit Einschränkungen hinein zu versetzen. „Die Kinder brauchen mehr Zeit, mehr Hinwendung, andere Aufgaben“, erklärt Domingos Antonio Limene. Er ist selber Lehrer und unterrichtet an der Eduardo Mondlane Schule in Matola. Die Lehrer in den Schulbänken lernen, dass sie manches Mal schon mit einfachen Mitteln helfen können. Kinder mit Seh- oder Hörschwierigkeiten in die erste Bank setzen oder ihnen mehr Platz geben, wenn diese grobmotorische Störungen haben. Insgesamt 288 Lehrer hat HI bisher fortgebildet – viele mehr sind notwendig.
„Ich habe gelernt, zu kämpfen“
Einer der Schüler ist Luis Romeu Cumbe. Der 12-Jährige hat motorische Schwierigkeiten und kann dank der Physiotherapie von HI inzwischen ganz gut laufen. Der blitzgescheite kleine Kerl wollte früher nur ungern in die Schule gehen, war scheu und wurde oftmals von den anderen Kindern gehänselt. Seit gut einem Jahr kümmert sich Teresa David Macalo um den 7.-Klässler. Handicap International hat Teresa ausgebildet und inzwischen betreut sie 34 Kinder. Sie selber hat seit Geburt Fehlbildungen an den Füßen und Händen.
„Als ich klein war, wurde ich so viel gemobbt, doch ich wollte unbedingt in die Schule, habe viel gelernt und hatte gute Noten. Ich habe gelernt, zu kämpfen“, erzählt die 32-Jährge. Und genau diese Erfahrungen gibt sie an die Kinder weiter. Sie können es schaffen.