Kairo: „Ich habe mich immer geschämt aus diesem Viertel zu kommen. Jetzt bin ich stolz darauf.“
Im Januar 2016 startete Handicap International das Projekt „Makani“ in Ägypten. Im Rahmen dieses Projekts werden regelmäßig Aktionen in einem Arbeiterviertel in Kairo veranstaltet, um die Inklusion von Menschen mit Behinderung zu fördern. Mit „Makani“ will HI junge Ägypter und Ägypterinnen ermutigen, sich mehr in ihrer lokalen Gemeinde einzubringen.
Das Projekt „Makani" in Kairo: Handicap International organisiert Spielangebote für Kinder. | © Elisa Fourt / HI
Die Stimmung in El Warraq, einem Arbeiterviertel in Kairo, ist wie an Fasching. HI organisiert dort verschiedene Aktivitäten für Kinder. „Wir bieten das seit beinahe zwei Jahren an“, erklärt HI Projektmanagerin Mushira. „El Warraq ist, wie andere Gebiete in den Außenbezirken der Hauptstadt, überfüllt und bietet nur wenig Services oder Einrichtungen für die Bewohner. Eine Million Menschen leben in dem Viertel. Die lokalen Behörden haben nicht die Möglichkeiten sich um die Bedürfnisse von allen zu kümmern. Darüber hinaus wird das Angebot von Freizeitaktivitäten nicht unbedingt als notwendig angesehen. Aber Kinder brauchen Plätze, wo sie lernen und spielen können. Das ist entscheidend und stärkt den sozialen Zusammenhalt.“
Die Veranstaltung wird von einem Dutzend junger Erwachsener koordiniert. „Wir haben diese jungen Freiwilligen für einige Monate angelernt, um Veranstaltungen wie diese zu organisieren“, erklärt Mushira. „Die Idee ist, dass sie den Wandel im Viertel durch ihr Engagement mit herbeiführen können. Sie leben im Viertel, sind an die lokalen Bedingungen gewöhnt und kennen die Menschen, die dort leben. Deshalb sind sie am besten geeignet, um dieses Projekt zu leiten. Am Anfang haben wir das Bewusstsein für Inklusion und die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung gefördert. Es gibt eine gewisse Anzahl an Menschen mit Behinderung, die hier leben und es ist wichtig, dass jeder in El Warraq an unseren Veranstaltungen teilnehmen kann“, sagt die Projektmanagerin.
Ein Mädchen mit Down-Syndrom nimmt Mushira an der Hand und will, dass sie auch bei den Aktivitäten mitmacht. Je nach Angebot werden die Kinder in Gruppen geteilt. Manche von ihnen lernen singen, während andere malen oder Origamis basteln. Sie lachen und plaudern mit anderen Kindern ihres Alters. Es spielt dabei keine Rolle, ob sie eine Behinderung haben oder nicht – jeder ist willkommen, so wie er ist. Die Aktivitäten richten sich an alle.
Freiwillige helfen bei den Veranstaltungen
Souheila, eine der jungen Freiwilligen, leitet einen Malworkshop. Sie erklärt: „Was wir hier machen, ist etwas ganz Neues, aber auch sehr Schönes. Wir wollen dabei helfen, dass alle zusammen arbeiten. Und wir wollen den Menschen, die oft unter schwierigen Umständen leben, ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich bin in dieser Nachbarschaft aufgewachsen und es ist toll zu sehen, was diese Aktivitäten für die Bewohner und Bewohnerinnen bewirken. Dieses Projekt bringt nicht nur den Menschen etwas, die zu unseren Veranstaltungen kommen. Ich habe auch viel über mich selbst gelernt. Ich weiß jetzt, wie ich richtig mit Menschen mit Behinderung umgehe und wie wichtig Inklusion ist. ‚Makani‘ hat mir geholfen, meine Träume zu verwirklichen, meine Komfortzone zu verlassen, mehr mit anderen zu teilen und zu realisieren, dass ich persönlich etwas in der Welt verändern kann.“
Am Ende des Nachmittags, als die Veranstaltung fast zu Ende ist, klingt der Gesang von ungefähr 100 Kindern durch die Nachbarschaft. Die jungen Erwachsenen, die von HI ausgebildet wurden, bedanken sich bei allen Gästen. Souheila fügt hinzu: „Wenn ich die Freude auf den Gesichtern der Kinder und ihren Eltern sehe, merke ich, was für eine Bedeutung die von uns organisierten Veranstaltungen in ihrem Alltag haben. Langsam verändert sich auch der Ruf des Viertels El Warraq. Früher habe ich mich immer geschämt zu sagen, dass ich von hier komme. Jetzt bin ich stolz darauf und hoffe, dass dieses Projekt noch lange weitergeführt wird.“
Eindrücke aus dem Projekt „Makani":
Eindrücke aus dem Projekt „Makani":