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Ukraine: „Die Blindgänger machen mir Angst“

Minen und andere Waffen
Ukraine

In mehreren Regionen im Osten der Ukraine klären wir die verbliebenen Bewohner und Bewohnerinnen über die Gefahren von explosiven Kriegsresten auf. Viele Dörfer sind komplett zerstört und voller Blindgänger. Die Felder sind oftmals vermint. Der 11-jährige Nazar ist einer der wenigen, die noch im Dorf leben. Er hat schon Reste von Explosivwaffen gesehen, die explodiert sind.

Nazar, 11, steht mit seinem Fahrrad vor seiner zerbombten Schule.

Nazar, 11, steht vor seiner zerbombten Schule in der Region Charkiw. | © M.Monier / HI

Der Junge lebt im Dorf Velyka Komyshuvakha in der Region Charkiw. Es liegt etwa 100 km von der aktuellen Frontlinie entfernt. Dieses Bauerndorf hatte vor dem russischen Angriffskrieg im Februar vergangenes Jahr 521 Einwohner, heute sind es nur noch 95. Die große Mehrheit der Bevölkerung ist inzwischen geflohen. Der kleine Ort wurde von April bis September 2022 von russischen Truppen besetzt – nun ist er nach Angaben der Dorfbehörden fast vollständig verwüstet. Die Felder rund um das Dorf sind vermint, sodass die wenigen verbliebenen Bauern ihr Land nicht mehr bewirtschaften können. Auch die Dorfschule ist komplett zerstört. „Die Schule wurde bereits Dutzende Male bombardiert und hat den Zweiten Weltkrieg überstanden. Aber nicht den aktuellen Konflikt", so eine Mitarbeiter der Gemeinde, der anonym bleiben möchte.


Der 11-jährige Nazar lebt noch hier und hat Sorge wegen der Blindgänger. Er hat unlängst an einer Schulung von HI über explosive Kriegsreste teilgenommen. Er steht vor seiner zerbombten Schule und erzählt: 


„Ich weiß, dass es in meinem Dorf viele Blindgänger gibt und das macht mir Angst. Ich habe sogar schon welche gesehen, die explodiert sind. Das ist wirklich beängstigend. Man weiß nie, ob sie explodieren können oder nicht. Ich muss zum Beispiel meiner Großmutter bei der Arbeit in ihrem Gemüsegarten helfen und wir haben angefangen zu prüfen, ob es dort Minen gibt. Bisher haben wir selbst nachgesehen, indem wir einfach herumgelaufen sind und gepflügt haben. Bei der HI-Schulung habe ich aber verstanden, dass das sehr gefährlich ist. Wenn ich ein verdächtiges Gerät finde, muss ich Abstand halten und die Notrufnummer wählen.“

Die Teams von Handicap International klären in der Ukraine über die Gefahren von Blindgängern auf. Allein im September hielten sie über 1.800 Sitzungen ab. 
 

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