Gemeinsam mit der IKEA Stiftung werden wir Kindern mit Behinderung in unserem Projekt "ZusammenWachsen" - "Growing Together" sichere Spielräume in unsicheren Gegenden ermöglichen.
Kindern sollten einfach Kinder sein dürfen. Armut, Gewalt, Depression, Naturkatastrophen, Krankheiten – nichts davon sollten Kinder beim Aufwachsen erleben müssen. Für die Kinder in den Flüchtlingslagern von Bangladesch, Pakistan und Thailand gehört das jedoch zum Alltag. Besonders hart trifft es Kinder mit Behinderung. Anlässlich des UN-Weltkindertages am 20. November machen wir noch einmal besonders auf das Recht jedes Kindes zu spielen, aufmerksam. Erfahren Sie hier, wie Kinder in unseren Projekten, auf spielerische Weise ihre Gefühle ausdrücken können.
„In den Lagern sieht man schon Kinder spielen. Aber Kinder mit Behinderung sieht man kaum. Viele Orte sind schlichtweg nicht erreichbar, wenn man in einem Rollstuhl sitzt oder auf Gehstützen angewiesen ist“, weiß unsere Kollegin Ceryl aus dem Mae La Camp in Thailand.
Was selbst unter den schwierigen Bedingungen in Flüchtlingslagern für die meisten Kinder eine Selbstverständlichkeit ist - für Kinder mit Behinderung ist es gar nicht so selbstverständlich: Sie sind oft ausgeschlossen von grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen, gehen seltener zur Schule und haben viel weniger Möglichkeiten, mit ihren Gleichaltrigen zu spielen.
Handicap International hat dieses Unrecht erkannt und das Projekt „ZusammenWachsen“ - „Growing Together“ gegründet, das bis 2019 von der IKEA Stiftung - auch im Rahmen der Let's Play Kampagne - gefördert wird. Dabei werden wir über vier Jahre in drei Ländern 13.000 Kinder und deren Eltern unterstützen.
„Viele der Kinder sind vor Kriegen und Gewalt geflohen. Spielen ist für sie sehr wichtig, um ihre Erlebnisse aufzuarbeiten und einfach wieder Kindern sein zu können. Das Recht auf Spielen wird oft übergangen. Eines der Ziele unseres Projektes ist es deshalb auch, diesem Recht wieder mehr Geltung zu verschaffen“, ergänzt Cheryl.
Mit unserem Projekt werden wir für alle zugängliche, sichere und kinderfreundliche Räume einrichten. Über gemeinsames Lernen, Spiel, Kunst und Sport werden wir die persönliche Entwicklung, das Selbstwertgefühl, den sozialen Zusammenhalt und die Inklusion der Kinder fördern.
Besonders wichtig sind uns die Jüngsten. Traumata, Krankheiten und Behinderungen können ihre Entwicklung ernsthaft gefährden. Doch wenn wir rechtzeitig aktiv werden, können wir die Entstehung von vielen Behinderungen ganz einfach verhindern (zum Beispiel: Der Klump-Fuß mit der Ponseti-Methode ). Und Kinder mit einer langfristigen Behinderung können wir dabei unterstützen, ein schönes und erfülltes Leben mit ihrer Behinderung zu führen. Dazu gehört natürlich auch ihr Umfeld. In einer sicheren Umgebung werden die Eltern und andere Betreuerinnen und Betreuer lernen, wie sie die Entwicklung und Unabhängigkeit der Kinder engagiert unterstützen können. Gleichzeitig arbeiten wir mit lokalen Dienstleistern zusammen, die bereits Angebote für Kinder haben. So befähigen wir sie, in Zukunft noch besser auf die Bedürfnisse der schutzbedürftigen Kinder eingehen zu können.
Kinderfreundliche Räume
Über die nächsten vier Jahre werden wir eine Vielzahl an kinderfreundlichen Räume schaffen – in denen die Kinder in Ruhe und in Sicherheit einfach nur sie selbst sein können. Dabei greifen wir auf langjährige Erfahrung zurück. Wie in Pakistan, wo kinderfreundliche Räume geflüchteten Kindern die Möglichkeit geben, ihre traumatisierenden Erfahrungen mit unseren Fachkräften und unter einander zu teilen. Die Kinder fühlen sich dort sicher. Sie können sich entspannen, lächeln und ausgelassen spielen.
Spielen ist nicht nur ein grundlegendes Bedürfnis von Kindern – es ist sogar ein grundlegendes Recht! Spielen macht Kinder glücklich und gesund, erlaubt ihnen zu lernen, vermittelt ihnen Mitgefühl und verbessert ihr Selbstwertgefühl. Und auch in unseren Reha-Maßnahmen ist das Spielen unersetzlich.
In diesen Camps richten wir kinderfreundliche Orte ein
Die Flüchtlingslager in Bangladesch, Pakistan und Thailand existieren bereits seit Jahrzehnten – und dennoch oder vielleicht gerade deshalb hat der Rest der Welt sie beinahe vergessen. In einem der ärmsten Länder der Welt, Bangladesch, kämpfen staatenlose Rohingya Flüchtlinge um ihr Überleben. Sie leben unter erbärmlichen Bedingungen und leiden unter Armutskrankheiten. Sie genießen keinerlei rechtlichen Schutz, werden ausgebeutet und auch um die humanitäre Hilfe ist es nicht gut bestellt.
Die Menschen im Jalozai Flüchtlingslager in Pakistan haben den rauen Wetterbedingungen kaum etwas entgegenzusetzen. In der Folge erkranken gerade die schwächsten unter ihnen: die vielen Kinder. Aber auch den Erwachsenen geht es nur unwesentlich besser: es gibt kaum Arbeit, kaum Beschäftigungsmöglichkeit – außer dem Abholen der Essensrationen. In der Folge verfallen viele in tiefe Depressionen.
So geht es auch Tausenden im Flüchtlingslager Mae La in Thailand an der Grenze zu Myanmar. Die Untätigkeit treibt die Menschen in die Depression, der unklare Rechtsstatus verhindert jede legale Verdienstmöglichkeit – hinzukommt, dass viele Menschen in den Lagern geboren wurden. Sie haben keine Staatsangehörigkeit und kennen buchstäblich nichts außer der Tristesse im Lager. Lesen Sie hier den Bericht von Till Mayer auf Spiegel Online über seinen Besuch im Flüchtlingslager.
Unsere Teams arbeiten schon seit Jahren an der Seite der Schutzbedürftigsten in den Flüchtlingslagern dieser Welt – auch in den drei oben genannten. Diese wertvollen Erfahrungen bringen wir in das Projekt „ZusammenWachsen“ – „Growing Together“ ein. Handicap International wurde 1982 in Thailand gegründet, um Flüchtlingen aus Kambodscha, die von Landminen verletzt wurden, zu helfen. Schon zwei Jahre später engagierten wir uns auch in den Lagern entlang der Grenze zu Myanmar. Und auch in Pakistan können wir auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückblicken: Bereits in den 1980er Jahren unterstützten wir Flüchtlinge aus Afghanistan, heute helfen wir unter anderem Menschen, die von Natur- und humanitären Katastrophen besonders gefährdet sind. Handicap International ist seit 1997 in Bangladesch aktiv und wir setzen uns dort für die Inklusion der schutzbedürftigsten Menschen ein, beispielsweise durch Rehabilitationoder wirtschaftliche Maßnahmen.
In der Ukraine trifft der Krieg Menschen mit Behinderung besonders hart. Nahe der Front fehlen Ärzte und Kliniken sowie Reha-Angebote. Chronische Krankheiten müssen oftmals unbehandelt bleiben. Viele Betroffene sind auf der Flucht oder leben isoliert ohne Unterstützung. Handicap International (HI) arbeitet ununterbrochen daran, sie mit Reha-Maßnahmen und psychologischer Unterstützung zu erreichen.
Ajida aus Bangladesch ist 12 Jahre alt und hat seit ihrer Geburt Zerebralparese. Lange Zeit konnte sie weder stehen noch gehen. Die oft schlammigen Wege im Flüchtlingslager Cox‘s Bazar waren für sie unüberwindbare Hindernisse. Doch dank viel Physiotherapie, einer Gehhilfe und einer von Handicap International gebauten Rampe kann sie nun selbständig zur Schule gehen.
„Mit meiner Prothese fühle ich mich endlich wieder wie ich selbst!“ berichtet der 12-jährige Jubair strahlend. Auf der Flucht nach Bangladesch wurde der Junge, der zur Volksgruppe der Rohingya gehört, von einer Kugel im Bein getroffen. Es musste amputiert werden. Die Schmerzen waren schrecklich. Doch nun kann er mit der Prothese endlich das tun, was er so vermisst hatte: Fußball spielen!